St. Gertrudisbote

65. Jahrgang - September 2010



Augustinus als Mensch – auf der Suche nach Glück, Freundschaft und Liebe

Vortrag von Abt Hermann Josef Kugler, Prämonstratenser, Windberg

„Ich bin ein Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd.“ Diesen Satz des römischen Schriftstellers Terenz zitiert einmal der hl. Augustinus und bezieht ihn auf sich selbst und sein bewegtes Leben. Dem heiligen Augustinus war nichts Menschliches fremd. Auch Heilige sind Menschen, sie fallen nicht vom Himmel. Gott sei Dank. Ich denke, das kann uns alle etwas trösten. Ich möchte Ihnen heute bei diesem Vortrag unseren Ordensvater Augustinus etwas näher bringen. Mir geht es dabei nicht in erster Linie um den großen Theologen und Bischof Augustinus. Das würde auch viel zu weit führen, denn Augustinus ist bis heute der größte und produktivste Theologe der abendländischen Kirche. Die Anzahl der Briefe, der Traktate, Predigten und schriftlichen Werke ist fast unübersehbar. Mir geht es heute mehr um die Frage: Was hat eigentlich diesen Menschen Augustinus ausgemacht? Was hat ihn geprägt? Und vielleicht sind darunter ja auch Impulse für Menschen von heute.
„Ich bin ein Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd.“ Zum Menschsein gehört zu allen Zeiten die Suche nach Glück und Sinn, die Suche nach dem wahren und echten Leben. Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der nicht auf der Suche nach dem wahren Glück ist. Fragen nach dem Sinn des Lebens, Fragen nach dem, was meinem Leben Tiefe gibt, solche Fragen bewegen auch heute viele Menschen. Sie kennen sicher den Ausspruch: Es muss mehr als alles geben! Dahinter steckt die Sehnsucht des Menschen, dass es etwas geben muss, das unseren Hunger und Durst nach Leben endgültig stillen kann. Es muss etwas geben, das unser irdisches Leben übersteigt, so etwas wie das ewige Glück, die ewige Liebe und ewiges Leben.
Augustinus erblickte am 13. November 354 das Licht der Welt in Thagaste (im heutigen Algerien). Die Eltern Patricius und Monika, deren erstes Kind er war, lebten in bescheidenen Verhältnissen. Erst durch einen reichen Freund der Familie, mit Namen Romanianus, der auch ein bekannter Mäzen der Stadt war, konnte Augustinus in Karthago das Studium der Rhetorik aufnehmen, eine Ausbildung, die in etwa dem heutigen Universitätsstudium entspricht. Schon als junger Mann beschäftigte sich Augustinus mit den Philosophien und Weisheitslehren seiner Zeit. Obwohl er von seiner Mutter Monika im christlichen Glauben erzogen worden war, konnte er sich der Kirche nicht anschließen. Ihn faszinierte mehr die liberale Literatur und die Weltanschauung eines Cicero. Das Christentum war ihm zu banal und unreflektiert. Außerdem hätte der moralische Anspruch des Christentums bedeutet, sein unkontrolliertes Liebesleben aufzugeben. Immerhin ließ er als Student in Karthago, einer Hafenstadt und Handelsmetropole, nichts aus. Er lebte mit einer Frau zusammen und hatte mit ihr später auch einen Sohn, Adeodatus. Also wendet er sich in seinen jungen Jahren vom Christentum ab und sucht in einer christlichen Sekte, bei den Manichäern, seine geistige Heimat. Bald merkte er aber, dass diese vernunftgemäße Lehre des Manichäismus auch nur Fassade war. So wuchsen zwar im Laufe der Zeit seine Zweifel, aber er bringt es nicht über sich, Konsequenzen zu ergreifen. Daneben wollte er unbedingt in Staat und Wissenschaft Karriere machen. Er war gepackt von einem großen Ehrgeiz. Schon seine Eltern haben ihn von Anfang an gutmeinend gefördert. Er studierte Rhetorik in Karthago und damit standen ihm – bei entsprechenden Beziehungen – Tor und Tür offen für eine politische Karriere. Sein Ehrgeiz und seine Fähigkeiten brachten ihn bis nach Rom und Mailand. Dort übernahm er eine Stelle als Professor für Rhetorik. Aber hinter dem äußeren Schein verbarg sich auch hier nur Niedrigkeit, Dekadenz und Leere. Es muss doch mehr als alles geben. Und diese innere Leere trieb ihn um und sie erreicht ihren Höhepunkt, als sein bester Freund stirbt.
Vor allem der Tod seines liebsten Freundes stürzt ihn in eine tiefe Krise. Geistig ausgebrannt und unbefriedigt wendet er sich von den Manichäern ab. Dieser Tod war für den zwanzigjährigen Augustinus ein Schock. Durch diesen Schmerz „wurde es in seinem Herzen dunkel, und was immer er sah, war alles nur Tod“. Der seelische Verlust griff auch auf die Vernunft über: „Ich war mir selbst zur großen Frage geworden; und ich befragte meine Seele, warum sie traurig sei bis zur Verwirrung, aber sie wusste keine Antwort zu finden.“ Leid und Tod ist ja die große Frage der Menschheit. Da kommen wir alle mit unserem Verstand und unserer Vernunft einfach an Grenzen. Es gibt eben Fragen, die uns selber übersteigen, auf die wir keine innerweltliche Antwort finden. So beschäftigte sich Augustinus mit Astrologie, suchte Kontakt zu den skeptischen Akademikern, die im Grunde genommen alles relativierten. Die Sehnsucht nach der Wahrheit, nach dem, was letztendlich Gültigkeit hat, treibt ihn weiter. Im heiligen Ambrosius in Mailand begegnet dem Augustinus nun ein Mann mit einem Glauben, der nicht nur Weltflucht und Schöngeisterei war, sondern weltgestaltend und praktisch. Ambrosius war ein glänzender Redner, so dass Augustinus von seinen Predigten sehr fasziniert war. Zunächst sprach ihn nur das Äußere an, also sein rhetorisches Talent, dann aber stieß er mehr und mehr zum Inhalt vor. Die Predigten brachten ihn zum Nachdenken. Und er erkannte, dass der Glaube eine Hoffnung beinhaltet, die nicht nur aus bloßen Theorien besteht, die ich mit meinem Verstand begreifen kann, sondern in einer Beziehung gründet, in der Beziehung zu einem guten und liebenden Gott, die durch seine Gnade jemanden zu einem besseren Menschen verändern konnte und damit auch eine menschlichere Welt hervorbrachte. Und das war für ihn der Durchbruch. Aber wir alle wissen: Erkennen und Verstehen ist noch nicht Wollen, und Wollen ist noch nicht Tun. Augustinus tat sich anfangs dennoch schwer, diesen endgültigen Schritt der wirklichen Bekehrung zu tun. Als über Dreißigjähriger traute er sich nicht mehr zu, die neuen Ideale wirklich zu leben und sein Leben ändern zu können. Erst nach längerem Ringen ließ er sich von Ambrosius taufen, gab seine Professur auf und zog sich mit Freunden auf ein Landgut zurück und begann so ein neues Leben. Rückblickend schreibt er in seinen „Bekenntnissen“: „Spät habe ich Dich geliebt, du Schönheit, so alt und doch so neu, spät habe ich dich geliebt. Und siehe du warst in meinem Innern, ich aber war draußen und suchte dich dort, und in der Missbildung meiner Seele stürzte ich mich leidenschaftlich auf die Gebilde deiner Schöpferhand. Du warst bei mir, ich aber war fern von dir. Weit weg von dir zog mich, was doch nicht wäre, wenn es nicht in dir seinen Bestand hätte. Mit lauter Stimme hast du gerufen und meine Taubheit gesprengt; du hast geblitzt und geleuchtet und meine Blindheit verscheucht; süßen Duft hast du verbreitet, ich habe ihn eingesogen und lechze nun nach dir; ich habe verkostet, und nun hungere ich und dürste ich; deine Hand hat mich berührt, und ich bin entbrannt in Sehnsucht nach deinem Frieden.“ (Confessiones X, 27).
"Ich bin ein Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd!“ Und zu diesem Menschsein gehört auch die Gemeinschaft und Freundschaft. Freundschaft war für Augustinus ein ganz wesentlicher Bestandteil seines Lebens. Nach seiner Taufe durch Ambrosius schloss sich Augustinus mit gleichgesinnten Freunden zusammen auf einem Landgut in der Nähe von Mailand, Cassiciacum. Das war noch keine klösterliche Gemeinschaft im engeren Sinn, sondern eine Art Wohngemeinschaft, in der sich Augustinus zusammen mit einigen seiner Gefährten zurückzog. Sie führten ein gemeinsames Leben mit philosophischen Gesprächen. In dieser Zeit entstand seine Schrift „De vita beata“ (Über ein glückliches Leben), die aus einem solcher Gespräche entstanden ist. Zeit seines weiteren Lebens suchte er geistige Freundschaft. Augustinus sah in der geistlichen Freundschaft etwas, das in der Freundschaft Jesu mit seinen Jüngern begründet war. Für ihn ist in deutlicher Anlehnung an Cicero Freundschaft deshalb die „Übereinstimmung bei allen göttlichen und menschlichen Dingen in Wohlgefallen und Güte“. Und in seinen Bekenntnissen führt er näher aus, was gelebte Freundschaft heißt: „Noch anderes gab es, was mir an meinen Freunden so gefiel: miteinander plaudern und lachen und einander Gefälligkeiten erweisen; gemeinsam schöne Bücher lesen, zusammen scherzen und zusammen ernst sein; manchmal einander widersprechen, doch ohne Gehässigkeit; und wie man bisweilen mit sich selber uneins ist und eben durch die seltene Uneinigkeit die für gewöhnlich herrschende Eintracht würzen; einander belehren und voneinander lernen; die Abwesenden schmerzlich vermissen und die Kommenden freudig begrüßen; durch solche und ähnliche Zeichen, wie sie das Herz bei Liebe und Gegenliebe, durch Kuss, Rede, Blicke und tausend freundliche Gesten sich kundtun, die Herzen in Gluten zu versetzen und die vielen zur Einheit verschmelzen. Das ist es, was man an Freunden liebt.“ (Confessiones IV, 8) Diese lebensfrohe, heitere Art lässt etwas von Augustins Freundschaftsideal erahnen. Ich denke, wir können den Menschen Augustinus deshalb nur verstehen und begreifen von seinem Freundeskreis her, angefangen von frühester Kindheit, über seine Jugendfreundschaften, über die Zeit des Studiums und Lehrens bis zu den Gemeinschaften in Cassiciacum und Thagaste, seiner ersten klösterlichen Gemeinschaft. Augustins Leben ist ohne Freunde nicht denkbar. Und nach seiner Hinwendung zum Christentum bekommt diese Sicht der Freundschaft sogar noch eine Vertiefung. Denn letztlich ist für ihn eine Freundschaft überhaupt nur möglich, wenn es auch eine Übereinstimmung im Glauben gibt, also eine tiefe Verbundenheit in der gemeinsamen religiösen Überzeugung und in der Liebe zu Gott. Aus dieser Sicht geistlicher Freundschaft entwickeln sich die Anfänge eines klösterlichen Gemeinschaftslebens. Freundschaft ist auch bei uns heute ein hohes Gut. Freunde zu haben macht das Leben lebenswert. Dennoch stehen in unserer Gesellschaft Freundschaft und Gemeinschaft in der Gefahr, durch die spürbar zunehmenden Tendenzen zur Individualisierung und Vereinsamung in den Hintergrund gedrängt zu werden. An Augustinus sehen wir, dass das Leben ohne freundschaftliche Beziehungen zu einem Menschen unfreundlich, freudlos und triste wird. Wir brauchen, um uns als Menschen entfalten zu können, das Gefühl geliebt zu werden und geachtet zu sein. Wo finden wir Menschen von heute diesen Rückhalt und diese Solidarität?
„Ich bin ein Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd!“ So gehört zu unserem Menschsein natürlich auch die Liebe. Die Liebe zu Gott und den Menschen. Diese Liebe und gegenseitige Annahme wird für Augustinus konkret in seinem Freundschaftsideal. Das ist ja gerade sein neuer Akzent, dass er Gott und Christus in das Erlebnis der Freundschaft hineinbezieht und integriert. Die sich bis zum Äußersten verschenkende Liebe Christi muss imstande sein, die Liebe untereinander fester, treuer und selbstloser zu machen. In Christus bekommt für ihn die menschliche Freundschaft und Gemeinschaft etwas Bleibendes. Gottes- und Nächstenliebe sind für Augustinus nicht zwei getrennte Dinge. Sie sind die zwei Seiten einer Medaille. Doch auch zu dieser Erkenntnis ist Augustinus erst im Laufe seines Lebens gelangt. Es stimmt, wenn er sagt: „Es gibt keinen, der nicht liebt. Nur fragt sich, was er liebt. Darum werden wir nicht aufgerufen, das Lieben aufzugeben, sondern zu wählen, was wir lieben wollen.“
Man kann – so denke ich – Augustinus wohl wirklich als den Heiligen der Liebe bezeichnen. Das brennende Herz ist nicht ohne Grund sein Attribut geworden. Das brennende Herz zeigt seine brennende leidenschaftliche Liebe zu Gott und den Menschen. Liebe ist bis heute ein oft gebrauchtes, aber auch missbrauchtes Wort. Unter dem Deckmantel der Liebe und des Wohlwollens steckt oft sehr viel Eigenliebe und Egoismus. Von Augustinus können wir lernen, dass auch die Liebe einen Läuterungsprozess zu durchlaufen hat. Diesen Läuterungsweg beschreibt Papst Benedikt XVI., der ein großer Verehrer des Kirchenlehrers Augustinus ist, in seiner Enzyklika „Deus caritas“ so: „Wie sollen wir uns diesen Weg des Aufstiegs und der Reinigungen vorstellen? ... Einen ersten wichtigen Hinweis können wir im Hohenlied finden, einem der Bücher des Alten Testamentes, das den Mystikern wohlbekannt ist. Nach der gegenwärtigen Auffassung sind die Gedichte, aus denen dieses Buch besteht, ursprünglich Liebeslieder, die vielleicht konkret einer israelitischen Hochzeitsfeier zugedacht waren, bei der sie die eheliche Liebe verherrlichen sollten. Dabei ist sehr lehrreich, dass im Aufbau des Buches zwei verschiedene Wörter für „Liebe“ stehen. Da ist zunächst das Wort „dodim“ – ein Plural, der die noch unsichere, unbestimmt suchende Liebe meint. Dieses Wort wird dann durch „ahaba“ abgelöst, das in der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes mit dem ähnlich klingenden Wort Agape übersetzt ist und ... zum eigentlichen Kennwort für das biblische Verständnis von Liebe wurde. Im Gegensatz zu der noch suchenden und unbestimmten Liebe ist darin die Erfahrung von Liebe ausgedrückt, die nun wirklich Entdeckung des anderen ist und so den egoistischen Zug überwindet, der vorher noch deutlich waltete. Liebe wird nun Sorge um den anderen und für den anderen. Sie will nicht mehr sich selbst – das Versinken in der Trunkenheit des Glücks -, sie will das Gute für den Geliebten: Sie wird Verzicht, sie wird bereit zum Opfer, ja sie will es. Zu den Aufstiegen der Liebe und ihrer inneren Reinigungen gehört es, dass Liebe nun Endgültigkeit will, und zwar in doppeltem Sinn: im Sinn der Ausschließlichkeit – „nur dieser eine Mensch“ – und im Sinn des „für immer“. Sie umfasst das Ganze der Existenz in allen ihren Dimensionen, auch in derjenigen der Zeit. Das kann nicht anders sein, weil ihre Verheißung auf das Endgültige zielt: Liebe zielt auf Ewigkeit.“ (DC 6) Und wenn unsere menschliche Liebe dann wirklich so geläutert und gereinigt ist, wie es Papst Benedikt beschreibt, dann stimmt der berühmte Satz Augustins: "Liebe, dann tu, was du willst!" Wer wirklich aufrichtig und ehrlich liebt, der wird immer das richtige tun, der wird in der rechten Weise mit dem anderen umgehen und ihm gerecht werden.
„Ich bin ein Mensch und nichts Menschliches ist mir fremd!“ – Heilige fallen nicht vom Himmel. Das ist irgendwie sympathisch. Freilich macht einen das auch angreifbar. Gerade die Gegner Augustins haben ihm immer wieder seine Vergangenheit, seine Fehler und Schwächen vorgehalten. Aber davon hat er sich nicht abhalten lassen, seinen Weg der Gottsuche, seinen Weg der geistlichen Freundschaft und der Liebe unbeirrbar zu gehen. Seine Menschlichkeit wurzelte in der Liebe, die aus seinen folgenden Worten spricht, die ich an den Schluss stellen möchte:
"Schweigst du, so schweige aus Liebe; sprichst du, so sprich aus Liebe; tadelst du, so tadle aus Liebe; schonst du, so schone aus Liebe! Laß die Liebe in deinem Herzen wurzeln, und es kann nur Gutes hervorgehen!"

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Aus unserer C H R O N I K :

Am 8. Mai starb in München unsere Oblatin Frau Theresa M. Hellhake. Im Alter von 77 Jahren erlag sie einem heimtückischen Krebsleiden, für uns alle kaum fassbar, da sie noch im vergangenen September bei uns zu Gast gewesen war. Wir bewahren ihr als sehr engagierter langjähriger Oblatin, die auch im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Oblaten mitarbeitete und mit Begeisterung an den ersten beiden internationalen Weltoblaten-Kongressen in Rom teilnahm, ein ehrendes Andenken. R.i.p.!
Am 12.5. fuhren M. Bernarda und Sr. Andrea nach Metten zu den Beisetzungsfeierlichkeiten für Augustinus Kardinal Mayer OSB. Der fast 99jährige, zuletzt älteste Kardinal der Welt, war am 30. April in Rom gestorben, wo er 68 Jahre lang der Kirche in verschiedenen Aufgaben treu gedient hat.
Frau Hildegard Rühr aus Auerbach und M. Bernarda boten vom 13. bis 16.5. einen Kurs unter dem Titel "Zur Mitte finden" - Märchen und Labyrinth - an. Da Märchen heilend und wandelnd auf unser Inneres wirken, spürten die Teilnehmerinnen dem tieferen Verständnis eines Märchens nach und suchten ihren Weg zur Mitte.
Die Äbtissin von Eichstätt, M. Franziska Kloos OSB, feierte am 29.5. ihr silbernes Jubiläum als geistliche Mutter der Abtei St. Walburg. M. Bernarda und Sr. Teresa durften sich in die große Gäste-Schar einreihen, die in dankbarer Freude die Festmesse mit Bischof Gregor Maria Hanke OSB und zahlreichen Konzelebranten in der Eichstätter Pfarr-, Abtei- und Wallfahrtskirche feierte. Dem anschließenden Empfang im Pfortenhof folgte der sorgfältig gestaltete Festakt in der Turnhalle der Grundschule. Kernstück bildete hier die Ansprache von Äbtissin em. Màire Hickey OSB (Kylemore Abbey, Irland), die den klösterlichen Leitungsdienst als einen Dienst am Wort kennzeichnete. Wer immer wieder das Wort Gottes hört und meditiert, kann selber wegweisende Worte von Ihm her an andere weitergeben. - Der Jubilarin und dem Konvent Gottes reichen Segen!
Das Kulturreferat des Landkreises Passau hat im Museum Kloster Asbach (Gemeinde Rotthalmünster, ca. 15 Autominuten von hier) eine sehr beachtliche Ausstellung initiiert. Unter dem Titel ‘Benedikt und die Zisterzienser an Donau und Inn – einst und jetzt‘ wurde sie am 1. Juni offiziell eröffnet. M. Bernarda, Sr. Teresa, Sr. Magdalena und P. Augustinus konnten an der abendlichen Veranstaltung teilnehmen und anschließend die mit offensichtlich viel Mühe und Begeisterung zusammengetragenen Exponate, Großfotos und Videoclips anschauen. Im Raum der ‘Frauenklöster heute‘ sind auch wir vertreten. Sollten Sie Gelegenheit dazu haben, sei Ihnen diese bis 31. Oktober zu besuchende Ausstellung empfohlen!
Sr. Veronika weilte von 2. bis 6.6. erneut im Krankenhaus Eggenfelden, um sich einem operativen Eingriff zu unterziehen. Dem schloss sich von 14.7. bis 3.8. eine Reha-Maßnahme in der onkoligischen Klinik Prof. Schedel in Kellberg an, von der sie sichtlich gestärkt heimkehrte.
M. Bernarda machte sich am 7.6. für drei Tage auf den Weg zum jährlichen Äbtissinnen-Treffen unserer Föderation. Diesmal fand es in der Abtei Maria Frieden in Kirchschletten (Zapfendorf b. Bamberg) statt. Inhaltlich ging es um die Überarbeitung der Föderations-Statuten und der gemeinsamen Konstitutionen.
In diesen Tagen begann auch die Generalreinigung unserer Orgel. Eine solche Maßnahme ist zum letzten Mal vor über zehn Jahren durchgeführt worden, war also dringend fällig. Dank der sehr großzügigen Spende einer Wohltäterin konnten wir Orgelbaumeister Armin Vogl aus Osterhofen beauftragen. Die Maßnahme sollte einige Wochen in Anspruch nehmen.
Das Herz-Jesu-Fest bot uns einmal mehr Anlass, Gott von Herzen für unsere schöne Klosterkirche zu danken und sich in der Feier ihres Patroziniums neu der eigenen und gemeinschaftlichen Mitte zu versichern.
Nachmittags fand in unserem Kindergarten bei bestem Wetter das jährliche Sommerfest statt, das sehr gut besucht war und viel positive Resonanz fand. Spiele, Tombola und Theater wurden geboten, und auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt.
Am Samstag, 12.6. kamen rund siebzig Schwestern – darunter vier von uns -, Brüder und Patres zum diesjährigen Ordenstag des Bistums zum Bruder-Konrad-Hof nach Parzham. Pater Marinus Parzinger OFMCap, der eigens aus München angereist war, sprach über den beliebten Patron unseres Bistums unter dem Leitgedanken: „So wie sein Haus sind auch unsere Häuser: missionarische Orte.“ Er legte sehr gut nachvollziebar dar, wie Bruder Konrad durch nichts anderes als seine konsequente Gottsuche und sein tief innerliches Leben eine enorme Anziehungskraft und Wirkung entfaltet hat. Das kann gerade heute auch für uns Ermutigung und Ansporn sein. Die starke Atmosphäre des alten Vierseithofes, die gute Organisation und die herzliche Gastfreundschaft der den Hof betreuenden Mitglieder der Gemeinschaft Lumen Christi ließen den ganzen Tag zu einem gelungenen Erlebnis werden. Er fand seinen Abschluss mit der Eucharistiefeier in St. Wolfgang, der Taufkirche von Bruder Konrad.
Eine ereignisreiche, gut gefüllte Woche lag hinter uns, und so begann auch die neue mit der Jahresversammlung unseres Herz-Jesu-Hilfsvereins am Sonntag, 13.6.. Wir freuten uns sehr, dass Abt Hermann Josef Kugler aus der Prämonstratenser-Abtei Windberg trotz vollen Terminkalenders für einen Vortrag über den heiligen Augustinus zugesagt hatte. Lebendig und engagiert stellte er Vereinsmitgliedern und Schwestern im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal den großen Kirchenvater als einen Heiligen vor, der Glück, Liebe und Freundschaft gesucht und gefunden hat. Näheres lesen Sie in der Zusammenfassung im ersten Teil dieses Boten! Bei der Vorstellung der Jahresrechnung zeigte es sich leider, dass die Unkosten des Vereins nicht mehr durch einen Jahresbeitrag von € 5,- gedeckt sind. So stimmten die versammelten Mitglieder einmütig dem Vorschlag zu, ihn mit Beginn des Jahres 2011 auf € 10,- zu erhöhen. Wir hoffen auf Ihr Verständnis und bitten Sie alle, dies zum gegebenen Zeitpunkt zu berücksichtigen. Vergelt’s Gott!
Frau Christine Geier aus Tübingen stand uns von 28. bis 30.6. für Tage der Stimmbildung zur Verfügung. Engagiert trug sie wieder sehr dazu bei, dass wir bemühter und bewusster das schöne Erbe des gregorianischen Chorals selbst bei verminderten Kräften fortführen können.
Das Domkapitel von Passau lud anlässlich des 75. Geburtstages unseres Bischofs Wilhelm Schraml zu einer Gratulationsfeier in den Domhof nach der Priesterweihe am 3. Juli ein. Thomas Hochwimmer ist der einzige Primiziant dieses Jahres. Sr. Andrea und Sr. Paula nahmen stellvertretend für die ganze Gemeinschaft daran teil und überbrachten auch die Glückwünsche.
M. Bernarda folgte am 4.7. mit Sr. Magdalena und Pater Augustinus einer Einladung in die ehemalige Stiftskirche in St. Salvator, Bad Griesbach. Aus Anlaß des 100. Kirchweihfestes der Dormitio Basilika auf dem Sion in Jerusalem wurde dort der zentrale Festgottesdienst des Deutschen Vereins vom Heiligen Land mit Pater Prior Jeremias Marseille OSB (Abtei Dormitio) gefeiert. In seiner Predigt machte er auf das schwere Los der Christen im Heiligen Land aufmerksam. Es spricht für sich, dass von den rund 770.000 Einwohnern Jerusalems nur etwa 11.000 Christen sind, die wiederum in dreizehn Denominationen zerfallen. Das Gebet für sie ist dringend notwendig!
Am 9.7. bezog Sr. Michaela eine Zelle auf unserer Krankenstation. Dort kann noch besser für sie gesorgt werden, da das zunehmende Alter – sie wurde im April 86 – ja auch zunehmende Beschwerden mit sich bringt.
Die meisten Schwestern der Zisterzienserinnen-Abtei St. Josef, Thyrnau, besuchten uns mit ihrem Freundeskreis am 10.7.. Der Jahresausflug führte sie auf einer großen Runde durchs südliche Passauer Land. Nach Vornbach standen wir als zweite Station auf dem Programm, sodass nach einer kleinen Führung in zwei Gruppen auch noch eine Andacht möglich war, bevor es weiterging zur Ausstellung nach Asbach.
Das sommerliche Hochfest unseres heiligen Vaters Benedikt verdrängte am 11.7. sogar die Feier des Sonntags. Hoch war dabei nicht nur der liturgische Rang, sondern auch die Temperaturen, die in diesen Tagen wohl deutschlandweit Rekordwerte erreichten!
Primiziant Thomas Hochwimmer feierte am 12.7. mit uns das Konventamt und spendete anschließend den auch von vielen Tettenweisern sehr geschätzten Einzelsegen.
So richtig „heiß“ wurde der Sommer für uns, als bei einem schweren Unwetter am späten Abend des 17.7. Wasser durch die Wand in den Heizungskeller im Altbau eindrang und wir die Feuerwehr zu Hilfe holen mussten, um ein „Ertrinken“ der Brenner zu verhindern. Danach war uns rasch klar, dass es eine durchgreifenden Lösung zu finden galt, die den offenbar immer mehr zu Extremen neigenden Witterungsverhältnissen gerecht wird. Wenige Tage später waren Bauarbeiter und Bagger zur Stelle, um hinter dem Haus die Kellerwand frei und trocken zu legen. Wegen der anhaltend schlechten Witterung gestalteten sich die Arbeiten sehr schwierig, teilweise richtig gefährlich. Es gelang aber, Dränage und Schacht zu setzen und die Grube wieder zu verfüllen, ohne dass etwas passierte – Gott sei Dank! Nun können wir auch bei Starkregen wieder ruhig schlafen.
Für Frau Irene Hütsch, Schwester unserer Sr. Bonaventura, endete am 29.7. ein langer Leidensweg. Die letzten drei Wochen hatten sie gemeinsam verbringen können, und die liebevolle Begleitung und Pflege hat der Lungenkrebskranken ganz offensichtlich geholfen, ebenso ihrem Mann. Schließlich war der friedliche Heimgang eine Erlösung für alle Beteiligten. R.i.p.!
Mit dem Abschlussgottesdienst am 30.7. wurde das Kindergartenjahr offiziell beendet. Die von Pater Augustinus vorgenommene Einzelsegnung galt ganz besonders den vierzehn Schulanfängern, für die nun – gut vorbereitet – der „Ernst des Lebens“ beginnt!
Da es von der Bundesregierung den Kommunen zur Pflicht gemacht wurde, bis 2013 auch für unter Dreijährige sog. Krippenplätze anzubieten, sind wir in intensivem Kontakt mit der Gemeinde, die auf eine Realisierung in unseren Räumlichkeiten hofft. Noch stecken wir in der Planungsphase, hoffen aber, dass sich eine für alle Beteiligten befriedigende Lösung finden lässt.
Am 2. August vollendete unsere Seniorin Sr. Adelgundis ihr 95. Lebensjahr! Viele Angehörige, Freundinnen und Bekannte folgten der Einladung zur Feier am 7.8. und bereiteten unserer nach wie vor sehr agilen Mitschwester eine rundum schönen Tag!

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Liebe Angehörige, liebe Vereinsmitglieder, Wohltäter und Freunde unserer Abtei, liebe Schwestern und Brüder!
„Folgt mir an einen einsamen Ort“
Unter diesem Wort aus dem Markus-Evangelium (6,31) stand der erste Kurs „Kloster auf Zeit“ - bei uns „Kurze Rast“ genannt -,der vor genau 45 Jahren bei uns stattgefunden hat, Wir waren damals das erste Frauenkloster, das „Kloster auf Zeit“ angeboten hat, angeregt durch Abt Emmanuel Heufelder, Niederaltaich.
Zu jeder Zeit ist der Mensch auf der Suche, immer auf Pilgerschaft. Nicht erst seit Kerkelings Buch: “Ich bin dann mal weg“. – Seit 2003 liegt unsere Abtei am neu eingerichteten Jakobsweg (Krumau-Passau-Kufstein). Immer wieder übernachten Pilger bei uns. – Wohl die wenigsten Menschen haben Geld und Zeit nach Santiago zu gehen. Viele gehen bewusst nur einen Wegabschnitt. Heute liegt das Tagespilgern voll im Trend. Pilgern hat viele Seiten, eine davon ist: Ein tägliches Abschiednehmen, Loslassen, ja ein Einüben ins Sterben. Pilgern kann ich überall, auch zuhause. Vor einigen Jahren hat z.B. unsere Nachbargemeinde Ruhstorf innerhalb des Ortes einen Kapellenweg ausgewiesen. Eine Möglichkeit für Daheimgebliebene ist: einmal bewusst eine oder mehrere Kirchen aufzusuchen, der Geschichte nachzuspüren und sich einzureihen in die oft jahrhundertelange Reihe derer, die dort gebetet haben. Santiago ist überall. Erinnern möchte ich an die vielen Bildstöcke und Wegkreuze, besonders an die vielen, die aufgestellt wurden für tödlich Verunglückte. – Aufbrechen und ankommen: berühmte Pilger gibt es auch in der Bibel: Abraham, Jakob, die 3 Weisen aus dem Morgenland, Jesus, verkleidet als Pilger auf dem Weg nach Emmaus. Die vielen Männer und Frauen aus allen Jahrhunderten, die ins Hl. Land oder nach Rom gepilgert sind.
„Ruht ein wenig aus“- kann heute auch heißen: „Urlaub im Kloster“. Auch unser Gästehaus steht allen zur Verfügung, die im Urlaub mehr suchen.
So wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete Zeit!



Ihre dankbare

M. Bernarda Schmidt OSB

Äbtissin